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Geothermiebohrungen, die zu nah aneinander liegen, können sich gegenseitig negativ beeinflussen. Denn das Thermalwasserreservoir in der Tiefe ist ein zusammenhängendes System. Beeinflussungen zwischen Geothermiebohrungen sind bis zu einem gewissen Grad hierbei nicht schlimm. Je mehr Anlagen und Bohrungen dieses jedoch nutzen, desto wichtiger und gleichzeitig schwierig wird es, die Interaktionen zu verstehen. Besonders bei der Planung neuer Geothermieanlagen stellt sich immer mehr die Frage: Wie weit man sich an vorhandene Bohrungen annähern kann.
Die Stadt und ihr Umland benötigen möglichst viel Wärmeenergie. Aus diesem Grund wollen wir alle Bereiche, in denen Energie im Gestein gespeichert ist, mit Geothermiebohrungen erreichen. Das Reservoirmanagement ist eine systematische und physikalisch basierte Herangehensweise an diese Fragestellung bzw. dieses Thema.
Im Kern von Reservoirmanagement steht ein numerisches Modell, das unser Thermalwasserreservoir digital abbildet. Numerische Modelle sind ein wichtiges Tool, um zu berechnen, wie das Wasser im Untergrund strömt und wie sich die Wärme und Spannungen im Gestein verteilen, während die Geothermieanlagen in Betrieb sind. Solche Modelle basieren auf den Gesetzen der Physik und lassen so nachvollziehbare Vorhersagen über die Auswirkungen von Geothermiebohrungen auf ihr Umfeld zu.
Bei der Erstellung kommt hochspezialisierte Software zum Einsatz, die von Reservoiringenieur*innen bedient wird.
Für jede Anlage, die es aktuell im Raum München gibt, wurde ein solches Modell einzeln erstellt. Dieses fokussiert dabei aber meist nur den jeweiligen Standort und vernachlässigt den Rest der wassergefüllten Gesteinsschicht. Das ist bei wenigen vorhandenen Anlagen auch völlig in Ordnung. Bei einer Verdichtung der Geothermie muss aber das Gesamtsystem betrachtet werden.
Auf Basis des 3D-Bilds unseres Untergrunds, das in der GIGA-M Seismik-Kampagne erzeugt wird, bauen die SWM zusammen mit der TUM ein großes zusammenhängendes numerisches Modell, das alle Bohrungen im Raum München enthält und ein optimales Reservoirmanagement möglich machen wird.
Numerische Modelle sind wichtig, können aber nur von Spezialist*innen und mit hohem Aufwand bedient werden. Außerdem liefern sie sehr detaillierte Informationen, die für Planer*innen oder Behörden in den frühen Phasen einer neuen Geothermieanlage noch nicht nötig sind. Wichtiger ist es zu diesem Zeitpunkt rasche Entscheidungen zu treffen.
Aus diesem Grund, wird aufbauend auf dem hochdetaillierten numerischen „GIGA-Modell“, auch ein Konzept und Prototyp für ein leicht anwendbares Planungstool (Behördenmodell bzw. Entscheidungs-Unterstützungsmodell) entwickelt. Damit wird eine schnelle Beurteilung von geplanten Geothermie-Bohrungen in Bezug auf alle relevanten berg- und wasserrechtlichen Fragestellungen und hinsichtlich einer gemeinsamen optimalen Ressourcennutzung möglich.
Dieser Prototyp des Behördenmodells soll weiterführend in einem assoziierten Projekt (BEM-TG) des Bayerischen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (STMWI) in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt auf weitere relevante Bereiche des süddeutschen Molassebeckens in Bayern erweitert werden.