GIGA-M / FAQ

Fragen zum Forschungsprojekt

Wie lange ist GIGA-M angelegt?

Das Forschungsprojekt ist über vier Jahre angelegt und wurde für den Zeitraum vom 01.02.2024 bis 31.01.2028 bewilligt.

Wer finanziert
GIGA-M?

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das Verbundforschungsprojekt im Rahmen der Fördermaßnahme im 7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung „Innovationen für die Energiewende“ mit Zuwendungen aus dem Sondervermögen „Klima- und Transformationsfonds“.
Der Projektkoordinator und wissenschaftliche Partner Technische Universität München sowie der Landkreis und die LHM werden zu 100 % gefördert. Die Energie-Wende-Garching GmbH (EWG), die SWM und die Energieagentur Ebersberg-München gGmbH (EA-EBE-M) werden mit 50% unterstützt. Die restlichen Kosten werden von den Verbundpartnern selbst getragen.

Wer profitiert von GIGA-M?

Die Ergebnisse von GIGA-M sollen später allen beteiligten Kommunen im Großraum München und zuständigen Behörden zur Verfügung gestellt werden. Die entwickelten Methoden sind aber auch für eine Übertragung auf andere Regionen mit geothermischer Nutzung vorgesehen.

Warum braucht es GIGA-M?

Alle Kommunen müssen bis 2045 klimaneutral sein. Der Großraum München setzt in der Wärmeversorgung primär auf Tiefe Geothermie. Um die Ziele zu erreichen, muss die Zahl der Geothermieanlagen sehr stark wachsen. Zurzeit benötigen Großprojekte in München nicht selten zehn Jahre oder länger, bis die in Betrieb gehen. Dennoch wird Erdwärme in einzelnen, voneinander abgegrenzten Projekten erschlossen. Jedes Vorhaben arbeitet für sich. Diese Strategie kostet viel Zeit und Ressourcen ist ineffizient und risikoreicher als eine geordnete Erschließungsstrategie.Alle Kommunen müssen bis 2045 klimaneutral sein. Der Großraum München setzt in der Wärmeversorgung primär auf Tiefe Geothermie. Um die Ziele zu erreichen, muss die Zahl der Geothermieanlagen sehr stark wachsen. Zurzeit benötigen Großprojekte in München nicht selten zehn Jahre oder länger, bis die in Betrieb gehen. Dennoch wird Erdwärme in einzelnen, voneinander abgegrenzten Projekten erschlossen. Jedes Vorhaben arbeitet für sich. Diese Strategie kostet viel Zeit und Ressourcen.

GIGA-M steht für einen strategische Wechsel von der derzeitigen Umsetzung einzelner Standorte zur synergetischen, interkommunalen Nutzung des gesamten geothermischen Felds. Ziel ist es, maximal viel Fernwärme aus dem Thermalwasserreservoir zu gewinnen und dies schneller, sicherer, nachhaltiger und mit weniger Aufwand zu schaffen

Warum braucht es interkommunale Zusammenarbeit?

Dafür sprechen wirtschaftliche und hydrogeologische Gründe (Hydrogeologie ist die Wissenschaft vom Wasser in der Erdkruste). Während die Stadt mehr Wärme benötigt, als unter ihr vorhanden ist, verfügt das Umland über mehr Erdwärmepotenzial, als es benötigt. Gleichzeitig sind die anfänglichen Kosten für Erschließung, Betrieb und Netze für kleine Kommunen oftmals zu hoch. Große städtische Vorhabenträger können diese eher schultern und verfügen bereits über entsprechende Kompetenzen. Eine verstärkte Zusammenarbeit kann dazu führen, dass die jeweiligen Bedürfnisse zu geringeren Kosten erfüllt werden.

Daneben kennt das als zusammenhängendes System zu verstehende Thermalwasserreservoir keine Gemeinde- oder Konzessionsgrenzen. Ohne Zusammenarbeit der Gebietskörperschaften, Konzessionsinhaber und Unternehmen besteht das Risiko, dass neue Standorte suboptimal gewählt werden müssen, Bohrungen nicht optimal ausgerichtet werden und die Anlagen nicht ihre vollständige Leistungsfähigkeit erreichen. All dies steht einem möglichst effizienten, sicheren, nachhaltigen und schnellen flächendeckenden Ausbau der Geothermie entgegen

Um welche konkreten Geothermie-Vorhaben geht es?

GIGA-M hat den gesamten Großraum München und nicht einzelne Vorhaben im Fokus. Die Ergebnisse sollen alle zukünftigen Vorhaben in diesem Umgriff begünstigen.

Wo und wie kann die Öffentlichkeit mehr über GIGA-M und seine Fortschritte erfahren?

Neben dieser Webseite werden wir im Rahmen verschiedener Off- und Online-Formate über den Fortschritt berichten. Während der Seismik-Messungen werden die Bürger*innen GIGA-M auch unmittelbar wahrnehmen. Die großen Seismik-Trucks sind kaum zu übersehen. Auch die Seismik-Kampagne wird von entsprechender Informationsarbeit begleitet.

Werden im Rahmen von GIGA neue Bohrstandorte entschieden?

Nein. GIGA-M entwickelt eine einheitliche und effektive Vorgehensweise, wie Vorhabenträger und Behörden mögliche Flächen bewerten und sichern können. Eine konkrete Standortentscheidung und Projektentwicklung sind die Schritte, die sich an GIGA-M anschließen oder in gesonderten Projekten parallel laufen.

Was bringt mir GIGA-M als Kommune?

GIGA-M möchte möglichst viele Kommunen im Großraum München in das Thema Tiefe Geothermie einbeziehen. Jede teilnehmende Kommune will GIGA-M in die Lage versetzen, das Potenzial der Geothermie als klimaneutralen Wärmequelle bestmöglich beurteilen zu können. Darüber hinaus will das Forschungsprojekt Hürden jenseits technischer Aspekte abbauen, um gemeinschaftliche Vorhaben spürbar zu vereinfachen. Dafür bietet GIGA-M:
  • Daten- und Wissengrundlage zur Beurteilung des geothermischen Potenzials

  • Prototyp für Behörden- und Bewertungsmodell für zukünftige Vorhaben

  • Instrumente zur Bearbeitung der Bereiche Flächensuche, wirtschaftliche und rechtliche Kooperationsmodelle und Kommunikation

  • Vernetzungsmöglichkeit mit anderen kommunalen Interessenten

  • Erfahrungsaustausch zwischen städtischen und ländlichen Akteur*innen

  • Weichenstellung für zukünftige Projekte

Wie kann ich als Kommune teilnehmen?

Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf (kontakt@giga-m.de), sofern ihre Kommune noch nicht durch uns kontaktiert wurde.

An wen richtet sich GIGA-M?

In erster Linie an alle Kommunen im Großraum München, auf deren Gebiet die Seismik-Kampagne durchgeführt werden soll. Diese sind:

Alling, Aschheim, Aying, Baierbrunn, Bergkirchen, Brunnthal, Dachau, Dietramszell, Eching, Egling, Egmating, Eichenau, Emmering, Feldkirchen, Finsing, Fürstenfeldbruck, Garching b. München, Gauting, Germering, Gilching, Gräfelfing, Grasbrunn, Gröbenzell, Grünwald, Haar, Haimhausen, Hallbergmoos, Hebertshausen, Hohenbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Holzkirchen, Icking, Ismaning, Karlsfeld, Kirchheim b. München, Krailling, Moosinning, Neubiberg, Neufahrn b. Freising, Neuried, Oberhaching, Oberpframmern, Oberschleißheim, Olching, Otterfing, Ottobrunn, Perlacher Forst, Planegg, Pliening, Poing, Puchheim, Pullach i. Isartal, Putzbrunn, Sauerlach, Schäftlarn, Straßlach-Dingharting, Taufkirchen, Unterföhring, Unterhaching, Unterschleißheim, Valley, Vaterstetten, Zorneding
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Fragen zur Seismik-Kampagne

Wie funktioniert Vibroseismik?

An der Erdoberfläche werden mit speziellen Fahrzeugen, sogenannten Vibrotrucks, die mit einer absenkbaren Vibrationsplatte ausgestattet sind, Schallwellen erzeugt. Diese werden auf ihrem Weg im Untergrund teilweise an Gesteinsgrenzschichten reflektiert und erreichen nach einer gewissen Laufzeit wieder die Erdoberfläche. Hier werden sie mit sensiblen Schwingungsmessgeräten, sogenannten Geophonen, registriert und gespeichert. Die Messlinien für die Haltepunkte der Vibratorfahrzeuge zur Signalerzeugung sowie für das Auslegen der Geophone verlaufen weitgehend senkrecht zueinander, wodurch ein Messraster entsteht.

Was bekomme ich als Anlieger davon mit?

Während der Messkampagne bewegen sich die Vibrofahrzeuge langsam vorwärts und werden von Begleitfahrzeugen nach vorne und hinten abgesichert. Alle ca. 25 m hält der Konvoi und die Vibrotrucks senken eine ca. 2,5 m? große Vibrationsplatte auf den Boden ab. Sie starten eine Anregungsphase von ca. 60 Sekunden. Während einer seismischen Anregung sind in unmittelbarer Nähe der Fahrzeuge leichte Vibrationen spürbar. Die Schwingungen werden dabei nicht mit einer festen Frequenz erzeugt, so dass es nicht zu Resonanz und Aufschaukelung kommen kann. Allgemein ist die Spürbarkeit mit der einer vorbeifahrenden Straßenbahn oder eines vorbeifahrenden Lastwagens vergleichbar. An jedem Haltepunkt stehen die Fahrzeuge nur wenige Minuten, dann fährt der Konvoi zum nächsten Haltepunkt in ca. 25 m Entfernung weiter. Von einem Standort aus ist der Konvoi insgesamt etwa 20 Minuten wahrnehmbar.

Welchen Nutzen hat die 3D Seismik?

Als Ergebnis der seismischen Messungen, inklusive Datenbearbeitung und -interpretation, erhalten wir ein dreidimensionales Bild des Untergrunds, aus dem Rückschlüsse auf die Lage und Beschaffenheit der Gesteinsschichten gezogen werden können. Durch weitere Detailuntersuchungen der Zielformation, kombiniert mit Erkenntnissen aus bereits niedergebrachten Tiefbohrungen, lassen sich sogenannte Gunstbereiche für die Erschließung weiterer Thermalwasservorkommen abgrenzen. Mithilfe der 3D-Untergrundmodelle können weitere Erschließungsbohrungen in diesen Gunstbereichen optimal geplant werden. Zudem ist die Entwicklung eines umfassenden Reservoirmanagement-Modells geplant, um das Tiefengeothermiepotenzial im Großraum München synergetisch zu nutzen.

Sind die seismischen Messungen schädlich für die Natur?

Um die Einwirkungen der Messkampagne auf Mensch, Natur und Umwelt möglichst gering zu halten, wird auf die minimalinvasive Erkundungsmethode Vibroseismik zurückgegriffen. Im Messgebiet befinden sich verschiedene Schutzgebiete, wie zum Beispiel Naturschutz- und FFH-Gebiete, Biotopflächen sowie Landschafts- und Wasserschutzgebiete. Im Rahmen des Genehmigungsmanagements, das in Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden erfolgt, wird entschieden, ob ein Befahren oder Betreten der jeweiligen Schutzgebiete unter Berücksichtigung des Erhaltungszieles und Schutzzweckes möglich ist. Dabei wird zwischen den Erfordernissen der Anregung und denen der Registrierung seismischer Wellen unterschieden. Ob innerhalb der Schutzgebiete das Auslegen von Geophonen abseits von Wegen zu Fuß und gegebenenfalls die Anregung auf befestigten Flächen (wie Wege oder Straßen) möglich ist, wird im Einzelfall mit der ökologischen Fachbegleitung und in Abstimmung mit der zuständigen Fachbehörde geklärt. Sollte das Betreten oder Befahren einzelner Flächen mit erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigungen verbunden sein, werden diese Flächen von der weiteren Planung der seismischen Messungen ausgeschlossen. Biotope sowie Boden-, Bau- und Naturdenkmäler werden von der seismischen Anregung ausgenommen.

Ist mein Haus bedroht?

Durch die Anregung elastischer Wellen an der Erdoberfläche sind in unmittelbarer Umgebung der seismischen Quellen (Vibrotrucks) leichte Erschütterungen wahrnehmbar. Durch die Einhaltung von Sicherheitsabständen wird der Einfluss dieser Erschütterungen auf bauliche Anlagen minimiert. Zur Beurteilung der durch die Erschütterungen verursachten Einwirkungen auf bauliche Anlagen werden an benachbarten Gebäuden separate Erschütterungsmessungen entsprechend DIN 4150, Teil 3, ausgeführt, um die Einhaltung der vorgegebenen Anhaltswerte für die Schwinggeschwindigkeiten zu gewährleisten. Bei Annäherung der Messwerte an die Anhaltswerte wird die Anregungskraft der Vibratoreinheit reduziert. Ist absehbar, dass die Anhaltswerte am Immissionsort (z.B. Haus) nicht eingehalten werden können, wird dieser Anregungspunkt ausgelassen. Damit wird sichergestellt, dass nicht zu stark vibriert und Gebäudeschäden vermieden werden.

Wie laut ist der Vorgang?

Die Vibrotrucks sind mit lärmgedämmten Dieselmotoren und Hydraulikantrieben ausgestattet. Dennoch sind während der Fahrt und der Vibro-Messung deutliche Motorgeräusche hörbar. Bei Anregung beträgt die Lautstärke etwa 87 dB(A) in 10 m Entfernung seitlich vom Fahrzeug. Dies ist vergleichbar mit einem Dieselmotor eines vorbeifahrenden LKWs in 10 m Entfernung.

Wie lange dauert die Messung?

Jede Anregungsphase (Sweep) dauert ca. 60 Sekunden, bevor die Schwingungsplatte angehoben wird. An jedem Haltepunkt stehen die Fahrzeuge nur wenige Minuten, dann fährt der Konvoi zum nächsten Haltepunkt weiter. Die Durchführung der Messungen wird sich insgesamt über einen Zeitraum von 3-4 Monaten erstrecken. Von einem Standort aus ist der Konvoi insgesamt etwa 20 Minuten wahrnehmbar.

Innerhalb welcher Arbeitszeiten wird der Messtrupp tätig sein?

Die Messungen finden von Montag bis Samstag statt, an Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen erfolgen keine Arbeiten. Weiterhin beschränken sich die Arbeiten auf Zeiten zwischen 06:00 Uhr und 22:00 Uhr – in Wohngebieten werden bereits nach 20:00 Uhr keine Messungen mehr durchgeführt.

Kann ich irgendwo nachschauen, wann ich betroffen bin?

Die geplanten Messgebiete und der Ablauf werden über die Gemeindeblätter und Stadtteilmedien veröffentlicht, z.B. in den Zeitungen des „Münchner Wochenanzeigers“ (z.B. Moosacher Anzeiger, Sendlinger Anzeiger, etc.) sowie in der „Hallo München“. Während der Messkampagne kann der geplante Messverlauf jeweils für den kommenden Tag auf der Projekt-Homepage eingesehen werden.

Ich habe ein Geophon gefunden und glaube es gehört hier nicht hin, was kann ich tun?

Wir sind sehr dankbar für Hinweise zu Geophonen, die von ihrem Ursprungsort entfernt wurden. Falls Sie ein Geophon gefunden haben, das einzeln an einem Ort liegt, an dem nicht oder nicht mehr seismische Messungen durchgeführt werden, geben Sie uns gerne einen Hinweis an kontakt@giga-m.de.

Ist auf den Geophonen Strom und sind diese gefährlich?

Nein, die ausgelegten Geophone stehen nicht unter Strom. Um die Messergebnisse nicht zu beeinflussen, sollten sie aber nicht herausgezogen oder verschoben werden.

Hinterlässt die Seismik Spuren?

Die Messarbeiten werden von einer sehr erfahrenen und professionell agierenden Firma durchgeführt. Diese hat eine selbst gestellte Auflage, bei der Durchführung möglichst wenige Auswirkungen auf die Bevölkerung, Natur und Gebäude zuzulassen. Leider lässt es sich nicht immer vermeiden, dass nach der Messung alles so wie zuvor ist. So können, beispielsweise bei verregnetem Wetter, Fahr- und Anregungsspuren der Trucks in Grünflächen oder auf Feldwegen zurückbleiben. Für diesen Fall dokumentieren Facharbeiter (sog. Permitter) alles rund um die Messarbeiten und klären die Regulierung bei möglichen Schäden. Bei weiteren Fragen zu diesem Thema wenden Sie sich gerne ankontakt@giga-m.de

Warum finden in meinem Gemeindegebiet erneut Seismikmessungen statt, obwohl hier vor einigen Jahren bereits Vibrotrucks gefahren sind und gemessen haben?

Ziel der Seismikkampagne ist eine lückenfüllende Datenerhebung. Dafür ist es aus physikalisch-technischen Gründen notwendig, in bestimmten Überlappungsbereichen zu früheren Seismik-Flächen erneute Messungen durchzuführen. Die meisten Bereiche, in denen früher schon einmal 3D-seismische Messungen stattgefunden haben, werden nicht erneut befahren.
In der interaktiven Karte auf dieser Website , kann man sehen, wo bereits 3D-seismische Daten vorliegen, und wo neu gemessen wird.
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Allgemeines

Was ist Geothermie?

Der Begriff Geothermie bezeichnet Wärmeenergie, die unterhalb der Erdoberfläche gespeichert ist. Kurz gesagt: Geothermie ist Erdwärme. Je tiefer man bohrt, desto wärmer wird es. Die Energie aus Geothermie lässt sich zum Heizen und zur Stromerzeugung nutzen. Dabei wird zwischen oberflächennaher und tiefer Geothermie unterschieden.

Was ist der Unterschied zwischen Tiefer und Oberflächennaher Geothermie?

Oberflächennahe Geothermie nutzt Erdwärme aus bis zu 400 Metern Tiefe. Bei
Tiefengeothermie wird Erdwärme genutzt, die zwischen 400 Meter und mehrere Kilo-meter tief unter der Erde liegt.

Wie funktioniert Tiefe Geothermie?

Um Geothermie zu nutzen, wird über Bohrungen heißes Thermalwasser an die Oberfläche gepumpt und über Wärmetauscher geleitet. Diese entziehen dem Thermalwasser die Energie und übertragen diese auf das Fernwärmenetz. Das abgekühlte Wasser wird über Injektionsbohrungen wieder in die Tiefe zurückgeführt – es entsteht also ein geschlossener Kreislauf.

Wo befindet sich das Thermalwasser und wie heiß ist es?

In einer Tiefe von 2.000 Metern (nördliche Stadtgrenze Münchens) bis mehr als 3.000 Metern (südliche Stadtgrenze Münchens) unter der Erdoberfläche befindet sich eine wasserführende Gesteinsschicht mit Wassertemperaturen von 80 bis über 100 Grad Celsius. Dieses heiße Wasser lässt sich zur Erzeugung von Fernwärme und damit zum Heizen nutzen.

Die wasserführende Schicht kommt nördlich der Donau an die Oberfläche (Frankenalb) und taucht in Richtung der Alpen auf über 5.000 Meter ab. Aufgrund dieses Abtauchens Richtung Süden ist die wasserführende Gesteinsschicht unterhalb Münchens von Nord nach Süd in unterschiedlichen Tiefenlagen anzutreffen.

Aus welchen Teilen besteht eine Anlage der Tiefen Geothermie?

Im Bereich der tiefen Geothermie ist die sogenannte Dublette der Grundbaustein der Anlage. Sie besteht aus einer Förderbohrung und einer Injektionsbohrung. Über erstere wird das heiße Thermalwasser nach oben in die Wärmestation gepumpt, über letzteres wird es wieder in den Untergrund geleitet.

Die Wärmestation ist der sichtbare Teil einer Geothermieanlage. Sie beherbergt den Wärmetauscher, der die Erdwärme an das zweite Kreislaufsystem abgibt. Kommen große Wärmepumpen für eine höhere Temperatur zum Einsatz, sind sie ebenfalls in der Wärmestation untergebracht. Gleiches gilt für die Anlagensteuerung und Technik zur Nutzung von Abwärme und den Fernwärmenetzpumpen.

Je nach räumlicher Anordnung der Anlage sind unter- oder oberirdische Verbindungsleitungen zwischen den Anlagenteilen notwendig. Hinzu kommt der Anschluss an das Fernwärmenetz, der unterirdisch verläuft.

Kühlt Geothermie den Boden aus?

Im Bereich um die Injektionsbohrung kühlt sich das Gestein ab. Die Geothermieanlagen sind so geplant, dass im Durchschnitt frühestens nach 50 Jahren Betrieb an einer Entnahmebohrung eine Abkühlung von maximal 1 °C eintritt. Die Anlage ist dann immer noch funktionsfähig, nur mit geringen Einbußen bei der Gesamtleistung. Wird die Förderung eingestellt, erwärmt sich das Wasser wieder durch die natürliche Wärmenergie, die die Erde abgibt, sodass sich langfristig der Zustand des Reservoirs nicht ändert. 

Woher kommt die Wärme?

Die Wärme stammt zu einem Drittel von der Abkühlung des Planeten während seiner Bildung vor 4,5 Milliarden Jahren: Denn trotz ihres hohen Alters herrschen im Kern der Erde noch Temperaturen von 5.000 bis 7.000 °C. Der Rest entsteht durch den ständigen Zerfall natürlicher radioaktiver Elemente, die sich in Erdmantel und Erdkruste befinden. Die Erde behält ihre Hitze nicht in sich, sondern gibt sie kontinuierlich ins Weltall ab. Dieser sogenannte terrestrische Wärmestrom verläuft 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass dieser Wärmestrom noch mindestens für die nächsten viereinhalb Milliarden Jahre vorhanden ist und damit aus menschlicher Sicht als unerschöpflich gilt.

Da die Erde ihre Wärme permanent nach außen abgibt, ergibt sich im Umkehrschluss eine von der Tiefe abhängige Temperaturzunahme, der sogenannte geothermische Gradient. Er gibt an, um wie viel Grad Celsius die Temperatur pro 100 Meter steigt: In Deutschland durchschnittliche 3 °C/100 m. Lokal kann es allerdings große Unterschiede geben: So beträgt der geothermische Gradient im bayrischen Voralpenland etwa 3,5 bis 4,5 °C/100 m und kann in vulkanisch aktiven Zonen auch bis zu 20 °C/100 m hoch sein.

(Quelle: https://www.quarks.de/technik/energie/geothermie-unendliche-waerme-aus-der-tiefe/)

Wie lange dauert Planung und Genehmigung einer Geothermieanlage?

Planung und Genehmigung sind stark projektabhängig, dauern aber gewöhnlich jeweils mehrere Jahre. Der Umfang und die Komplexität der Planung wird v.a. durch die Anlagengröße und ihren Standort beeinflusst. So stellen innerstädtische Standorte aufgrund der Nähe zur Bebauung und dem begrenzten Platzangebot meist höhere Anforderungen an die Planung als ländliche.
Je komplexer ein Projekt, desto aufwendiger sind auch die Planungs- und Genehmigungsverfahren. Die Aufstellung eines Bebauungsplans dauert in der Regel drei Jahre. Das zentrale bergrechtliche Planfeststellungsverfahren nimmt erfahrungsgemäß ebenfalls zwei bis drei Jahre in Anspruch. Daneben sind weitere Genehmigung nötig, wie bspw. der Bauantrag für die Wärmezentrale. Diese Verfahren sind deutlich kürzer und erstrecken sich über mehrere Monate.
Insgesamt kann es im innerstädtischen Gebiet unter den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen etwa zehn Jahre dauern, bis eine Geothermieanlage vom Planungsbeginn bis zur Wärmelieferung umgesetzt wird.

Wie lange dauert die Bohrung?

Nach der bergrechtlichen Genehmigung können die Bohrarbeiten beginnen. Sie sind eine der umfangreichsten und daher längsten Aktivitäten eines Geothermievorhabens. Benötigt wird dafür ein Bohrplatz, der u.a. einen Bohrturm und einen Bohrkeller umfasst. Somit sind umfangreiche Vorbereitungen zu treffen, bevor überhaupt gebohrt werden kann.
Die Dauer der Bohrung selbst ist projektabhängig. Die sechs Bohrungen am Energiestandort Süd dauerten bspw. rund zwei Jahre. Für die Geothermieanlage am Michaelibad sind knapp vier Jahre veranschlagt.

Wie lange dauert der Bau der übrigen Anlagenbestandteile?

Vor, während und nach der Bohrung müssen zahlreiche weitere Anlagenteile errichtet werden. Darunter sind bspw. die Wärmestation oder die Leitungen zur Einbindung in das Fernwärmenetz. Auch hier können innerstädtische Standorte aufgrund der dichten Bebauung anspruchsvoller als ländliche sein.

Wann kann die Anlage in Betrieb gehen?

Sind alle Anlagenbestandteile errichtet, müssen umfangreiche Tests vollzogen werden, bis die Anlage in Betrieb gehen kann. Diese Tests dauern mehrere Wochen. Insgesamt kann es im innerstädtischen Gebiet unter den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen etwa zehn Jahre dauern, bis eine Geothermieanlage vom Planungsbeginn bis zur Wärmelieferung umgesetzt wird.
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Auswirkungen auf Mensch und Natur

Kann Geothermie das Grundwasser beeinträchtigen?

Tiefengeothermie nutzt Thermalwasser aus mehreren Kilometern Tiefe, das nicht in Verbindung mit dem deutlich höher gelegenen, oberflächennahen Grundwasser zur Trinkwasserversorgung steht. Eine Grundwasserkontamination kann deshalb ausgeschlossen werden.

Bereits bei der Geothermie-Planung und durch die Genehmigung durch Fachbehörden wird sichergestellt, dass es zu keiner nachteiligen Veränderung des Wassers in den oberflächennahen Grundwasserleitern kommen kann. So sind beispielsweise tiefe Geothermiebohrungen in den Trinkwasserschutzzonen I und II verboten und nur unter speziellen geologischen Bedingungen in der Zone III genehmigungsfähig. Entsprechendes gilt für Heilquellenschutzgebiete. Auf diesem Wege wird die Trinkwasser-, Heilwasser- und Thermalwasser-Gewinnung zusätzlich geschützt.

Außerdem ist die Bauweise eines Bohrplatzes so konzipiert, dass Wässer direkt in ein Auffangbecken fließen und anschließend entsorgt werden. Dies geschieht entweder direkt über den Abwasserkanal oder bei höherer Belastung durch die Abfuhr mit einem Entsorgungsunternehmen. Die Bohrungen selbst sind so aufgebaut, dass dort kein Eintrag in oder aus dem oberflächennahen Grundwasser stattfinden kann. Die gesamte Baustelle einer Geothermie-Anlage steht unter Aufsicht des Bergamts, des Wasserwirtschaftsamts und der Münchner Stadtentwässerung, die regelmäßig die Anlage kontrollieren.

Wie wird das Grundwasser beim Bohren geschützt?

Da Tiefbohrungen teleskopartig verrohrt und die Rohrstrecken anschließend zementiert werden, ist eine Abdichtung zum umliegenden Gestein vorhanden. So wird verhindert, dass Grundwässer aus verschiedenen Tiefenlagen bzw. Grundwasserleitern miteinander interagieren können. Das oberste Grundwasserstockwerk, das Quartär, wird zusätzlich durch die sogenannte Standrohrbohrung geschützt. Die Dichtigkeit der Bohrungen wird sowohl während der Errichtung als auch im Betrieb regelmäßig geprüft.

Besteht ein Risiko durch Radon in der Luft?

Bei uns besteht keine Gefahr durch Radon. Radon, ein radioaktives Gas, kommt in Deutschland im Boden regional in unterschiedlichen Konzentrationen vor. Das durch Geothermie erschlossene Gestein der bayerischen Molasse – hier in unserer Region – enthält praktisch keine radioaktiven Elemente. Darum kommt es hier auch nicht zur zusätzlichen Mobilisation oder Anreicherung von Radon.

Ggf. auf weitere Nachfrage: Radon (aber auch andere radioaktive Elemente) sind insbesondere in Projekten beispielsweise nahe des Oberrheingrabens ein relevantes und auch reales Thema. Hier werden Gesteine durch die Bohrungen und Thermalwasser erschlossen, welche von Natur aus Radioaktivität besitzen (z. B. Granite). Durch die Wechselwirkung mit dem Thermalwasser lösen sich die Elemente und können sich zum Teil in der Obertageanlage anreichern.

Mit welchen Lärmemissionen ist während der Bau- und Bohrphase zu rechnen?

Während der Realisierung einer Geothermieanlage muss hinsichtlich der möglichen Lärmentwicklung zwischen drei Phasen unterschieden werden: der Bauvorbereitung, Hoch-, Tief- und Straßenbauarbeiten sowie der Bohrung. Die beiden erstgenannten Aktivitäten weisen die Geräuschkulisse einer herkömmlichen Baustelle auf.

Weitere relevante Geräuschemissionen sind durch die Tiefbohrarbeiten zu erwarten. Der wesentliche Faktor ist die Bohrantriebstechnik. Ein sogenannter „Top Drive“ sitzt je nach Bohrfortschritt in unterschiedlichen Höhen im Bohrturm und treibt ein Gestänge an. Zusätzlich kommt meist ein Untertagemotor zum Einsatz. Dieser sitzt im Bohrloch selbst, knapp über dem Meißel, wodurch die „Geräuschquelle“ unterirdisch positioniert ist. Letztere Technik hemmt die Schallausbreitung schon am Entstehungspunkt und eignet sich für Standorte in der Nähe von Wohngebieten.

Unabhängig von der Technik arbeiten die SWM immer mit staatlich vereidigten externen Lärmschutzgutachtern zusammen, sodass die gesetzlich vorgeschriebenen Richtwerte zum Schutz der Gesundheit nicht überschritten werden. Während der Bohrphase wird die Geräuschentwicklung kontinuierlich überwacht, sodass man im Fall einer Grenzwert-Überschreitung sofort reagieren kann. Zudem wird dafür Sorge getragen, dass insbesondere in der Nachtzeit die geltenden strengen Auflagen eingehalten werden. Das Gutachten prüft zudem, ob es zu einer sogenannten Summenwirkung kommen könnte: So wird beispielsweise verhindert, dass der Lärm der Bohrungen in Summe mit dem bestehenden Umgebungslärm eine zu große Lärmbelastung verursacht.

Mit welchen Lärmemissionen ist im Betrieb zu rechnen?

Ist eine Geothermieanlage in Betrieb, ist sie kaum mehr wahrnehmbar. Es verbleibt die Geräuschquelle der Lüftungsanlagen, die sich innerhalb des Gebäudes befinden, das sehr gut gedämmt wird. Die Lüftungsanlagen kühlen die Anlage bei Bedarf und sind daher nicht dauerhaft im Einsatz. Diese Emissionen sind im Lärmschutzkonzept der jeweiligen Anlage berücksichtigt. Perspektivisch nimmt ihr Einsatz ab, denn die SWM planen, die Abwärme verstärkt für die Nahwärmeversorgung zu nutzen. So sinken Kühlbedarf und Einsatzzeiten der Lüftung.

Welche Schutzmaßnahmen werden während der Bohrung unternommen?

Dies hängt in erster Linie vom Standort und der Schutzwürdigkeit dessen Umgebung ab. In Nachbarschaft zu Wohngebieten setzen wir bspw. auf eine Einhausung des Bohrturms, um die Geräusche des Bohrantriebs einzufangen. Um den Bohrplatz herum wird eine Lärmschutzwand aufgestellt. Höhe und Material richten sich nach der beabsichtigen Wirkung, die nötig ist, um die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte für die jeweilige Umgebung einzuhalten.

Welche gesetzlichen Lärmschutzvorschriften gelten während der Bauzeit?

Für herkömmliche Baustellenaktivitäten gilt die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm (AVV Baulärm). Für die Bohrung gilt die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm). Beide Vorschriften enthalten Immissionsrichtwerte für unterschiedliche Gebietstypen, welche sich für den Tag- und Nachtzeitraum unterscheiden.

Geruchsemissionen während der Bauphase

Eine Geruchs-Emission ist während der Bohrung nicht auszuschließen. Das Bohrklein wird mit einer Spülung, die zum Hauptteil aus Wasser besteht, zu Tage transportiert. Diese Spülung hat eine spezielle Zusammensetzung, um den Anforderungen ideal zu entsprechen. Dabei kommen auch Polymere zum Einsatz, die auch in der Lebensmittelindustrie Verwendung finden. Jedoch bieten diese auch einen guten Nährboden für Bakterien, welche bei zu hoher Anzahl fischig-muffig riechen können.

Um zu verhindern, dass sich die Bakterien zu sehr vermehren, werden Bakterizide eingesetzt und die Lagerung der Spülung optimal geplant. Dennoch lässt sich ein „Kippen“ der Spülung und eine somit einhergehende, aber auch reversible Geruchsentwicklung nicht gänzlich ausschließen.

Auch entsteht Dampf, wenn das hochgepumpte, heiße Thermalwasser Kontakt zur Luft hat und dort abkühlt. Dies passiert nur kurzzeitig während der Pumpversuche nach dem Abschluss einer Bohrung. Auch hierbei kann es zu einer Geruchsentwicklung kommen, da die Tiefenwässer mit anderen Mineralien angereichert sind, als das uns bekannte Grundwasser. Nach Abschluss der Testarbeiten bzw. im Betrieb ist das Tiefenwasser jedoch in einem geschlossenen Kreislauf, hat also keinen Kontakt mehr zur Umgebungsluft, sodass es zu keiner Dampfentwicklung mehr kommen kann. Es werden kontinuierlich Gasmessungen am Thermalwasser durchgeführt, sodass eine Gefährdung durch den Thermalwasserdampf ausgeschlossen wird.
Sowohl der

Geruchsimmission während des Betriebs

Im Betrieb ist das Tiefenwasser in einem geschlossenen Kreislauf, hat also keinen Kontakt mehr zur Umgebungsluft, sodass es zu keiner Dampfentwicklung und damit auch zu keiner Geruchsentwicklung kommen kann.

Fein-) Staubemissionen während der Bauphase

Während der Erschließungsarbeiten und der Bauphase kann es durch den Baustellenverkehr zu Staubentwicklung kommen, wie dies auch bei normalen Baustellen der Fall ist. Auch die Staubemissionen werden vom Bergamt überwacht bzw. werden über entsprechende Gesetzesvorgaben und Richtlinien geregelt.

Lichtverschmutzung während der Bauphase

Während der Tiefbohrarbeiten besteht ein 24 h Betrieb auf der Baustelle. Um dies zu ermöglichen ist Baustellenlicht notwendig. Da die Bohrarbeiten bei innerstädtischen Projekten von einer mehrere Meter hohen Lärmschutzwand umgeben sind, die das Licht abschirmen, ist mit keiner nennenswerten Emission von Licht in Richtung Wohnhäuser zu rechnen. Die Errichtung der Wärmezentrale findet nur während der normalen Arbeitszeiten tagsüber statt. Grundsätzlich wird die Lichtemission auf der Baustelle vom Bergamt überwacht bzw. ist über entsprechende Gesetzesvorgaben und Richtlinien geregelt.

Lichtemissionen während des Betriebs

Die Anlage ist während des Betriebs gemäß den Vorgaben der Umweltgutachten und ggf. der Auflagen aus den Genehmigungsbeschlüssen beleuchtet. Üblich ist, die Beleuchtung so auszurichten, dass die Nachbarschaft nicht gestört oder gar geblendet wird. Außerdem müssen spezielle Leuchten zum Schutz von Insekten verwendet werden.

Hat die Bauphase Einfluss auf das Grundwasser?

Die Bauweise des Bohrplatzes ist so konzipiert, dass Wässer, die mit potenziellen Schadstoffen in Berührung kommen, direkt in ein Auffangbecken zur Entsorgung zugeführt werden. Bohrungen selbst sind so gebaut, dass dort kein Eintrag in oder aus dem Oberflächennähen Grundwasser stattfinden kann. Die Baustellen für Geothermie-Anlagen stehen unter Aufsicht des Berg-, Wasserwirtschaftsamts und der Münchner Stadtentwässerung, die regelmäßig die Anlagen kontrollieren.
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Seismizität

Wie groß ist die Gefahr, dass in München durch Bohrung und Betrieb von Geothermieanlagen Seismizität entsteht?

München liegt in einem Gebiet außerhalb einer Erdbebenzone mit sehr geringer seismischer Gefährdung. Aufgrund dieser günstigen geologischen Gegebenheiten ist während der Bohrung keine Seismizität zu erwarten. Seismische Aktivitäten während des Betriebs sind aber nicht vollständig ausgeschlossen.

Rund um Geothermieanlagen kann es zur sogenannten induzierten Seismizität kommen. „Induziert“ steht dafür, dass es sich um vom Menschen verursachte Erschütterungen handelt. Sie spielt sich im Bereich der sogenannten Mikroseismizität ab. Diese Mikrobeben oder Bodenunruhen sind so selten und schwach, dass sie nur in Ausnahmefällen von Menschen wahrgenommen werden können. Schäden an Gebäuden, geschweige denn die Gefährdung von Menschen und Natur sind aber nicht zu erwarten.

Ein spürbares seismisches Ereignis ist bei den Anlagen der SWM noch nie beobachtet worden. Die SWM unternehmen zudem stetig umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten mit den führenden Instituten zum Thema Seismizität.

Was tun die SWM, um das Risiko eines seismischen Ereignisses zu minimieren?

Alle Geothermiebohrungen der SWM werden so geplant, dass Risiken für induzierte Seismizität von Beginn an minimiert werden. Dafür sind gute Kenntnisse des Untergrunds notwendig, die mittels 3D-seismischer Daten und umfangreichen Untergrunduntersuchungen an bestehenden Bohrungen generiert werden. Auch Daten aus Analogiestudien fließen dabei in die Weiterentwicklung des Kenntnisstandes ein.
Die SWM unternehmen zudem stetig umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten mit den führenden Instituten zum Thema Seismizität, um die Zusammenhänge zwischen der Nutzung des Thermalwasserreservoir und induzierter Seismizität noch besser zu verstehen. Je mehr über den Aufbau und die Eigenschaften der Gesteinsschichten im Untergrund bekannt ist, desto besser lassen sich seismische Risiken durch Gegenmaßnahmen minimieren. Mehr Informationen darüber bieten u.A. die Forschungsverbundprojekte Inside, GFK-Monitoring und GIGA-M.
Alle Geothermie Vorhaben werden zudem eng vom Bergamt Südbayern und dem Erdbebendienst Bayern begleitet und überwacht.

In Poing kam es in der Vergangenheit zu einem spürbaren Mikrobeben im Zusammenhang mit Geothermie. Warum sollte es München anders sein?

Das Auftreten von spürbarer, induzierter Seismizität kann nie vollständig ausgeschlossen werden. Es hängt jedoch stark mit den geologischen Gegebenheiten im Untergrund zusammen. Um diese möglichst detailliert zu erfassen, nehmen die SWM umfangreiche 3D-seismische Messungen vor. Auf dieser Basis erfolgt für alle Projekte eine risikominimierte Bohrplanung. Als Teil des Genehmigungsprozesses wird diese Planung zusätzlich von unabhängigen Fachexperten geprüft. In den letzten Jahren wurde zudem das Messnetz zur Überwachung der mikroseismischen Aktivität stark ausgebaut und verdichtet. Dadurch kann in Zukunft schon vor dem Auftreten von spürbaren Ereignissen reagiert werden, sobald messbare Mikroevents weit unter der Fühlbarkeitsschwelle aufgezeichnet werden.

Wie kann sich ein Laie mikroseismische Ereignisse am Beispiel anderer menschengemachter Erschütterungen, wie Verkehr oder Bauaktivitäten vorstellen?

Unser tägliches Leben gerade im städtischen Umfeld ist geprägt von einer Vielzahl von Erschütterungen, wie sie beispielsweise durch Baustellen, Schwerlastverkehr, oder vorbeifahrende U-Bahnen verursacht werden. Solche Bewegungen können von Bewohnerinnen und Bewohnern in anliegenden Wohngebäuden wahrgenommen werden. In der Regel werden Erschütterungen dieser Art vom Menschen ab einer Bodenschwinggeschwindigkeit von etwa 0,3 mm/s gespürt. Die Bodenschwinggeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit, mit der sich der Boden während einer Erschütterung bewegt und ist das in der Technik gebräuchliche Maß zur Beurteilung der Wirkung von Schwingungen auf z.B. Gebäude.
Mikroseismische Ereignisse verursacht durch Geothermie kommen sehr selten vor (wenige pro Jahr) und liegen meist deutlich unter einer Bodenschwinggeschwindigkeit von 0,3 mm/s. Die von Baustellen, Verkehr und Co. verursachten und spürbaren Ereignisse mit Bodenschwinggeschwindigkeiten von mind. 0,3 mm/s gehören hingegen zum Alltag.

Was passiert, wenn doch Schäden durch Mikrobeben entstehen? Wer haftet?

In Deutschland gibt es das Gesetz der Bergschadensvermutung. Somit haften für den Fall eines induzierten Mikrobebens laut Gesetz zunächst einmal die SWM, solange es keine Anzeichen dafür gibt, dass der Schaden durch ein anderes Ereignis oder mangelhafter Bausubstanz ausgeht. Betreiber tiefengeothermischer Anlagen müssen ausreichend gegen Bergschäden versichert sein. Die Betriebe in kommunaler Hand sind hier in der Regel über die kommunale Haftpflicht in unbegrenzter Höhe abgesichert.

Kann es zur Senkung des Bodens wie im Bergbau oder der Gasförderung kommen?

Landabsenkungen, wie bspw. aus dem Kohlebergbau oder der Gasförderung bekannt, sind bei hydrothermaler Geothermie nicht zu erwarten. Durch das Zurückführen des abgekühlten Thermalwassers in räumlicher Nähe zur Entnahme entsteht ein Gleichgewicht. Die Volumenänderung im Untergrund ist so gering, dass es zu keinen Schäden an der Oberfläche kommt.
Die SWM unternehmen zudem stetig umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten mit den führenden Instituten. Je mehr über den Aufbau und die Eigenschaften der Gesteinsschichten im Untergrund bekannt ist, desto besser lassen sich seismische Risiken durch Gegenmaßnahmen minimieren. Mehr Informationen darüber bieten u.A. die Forschungsverbundprojekte Inside, GFK-Monitoring und GIGA-M.
Alle Geothermie Vorhaben werden zudem eng vom Bergamt Südbayern und dem Erdbebendienst Bayern begleitet und überwacht.

Kann es zur Hebung des Bodens wie in Staufen kommen?

Im baden-württembergischen Staufen wurde im Rahmen eines Geothermie-Vorhabens ein Anhydrit-Vorkommen angebohrt. Dieses Mineral saugt sich bei Kontakt mit Wasser wie ein Schwamm voll und dehnt sich unter Bildung von Gips stark aus. Das kann den Boden heben und zu Rissen in Gebäude führen. Diese Mineralschicht kommt unter München nicht vor, sodass diese Gefahr ausgeschlossen ist.
GIGA-M / FAQ

Akzeptanz

Wie sind die Münchner zu Geothermie eingestellt?

Tiefe Geothermie ist im Bereich der erneuerbaren Energie und im Vergleich zur oberflächennahen Geothermie weniger bekannt. Dies kann Skepsis hervorrufen. Dennoch bewerten die Münchner Bürger*innen, den Erfahrungen der SWM nach, die relativ neue Technologie überwiegend positiv.
Im Kontext neuer Vorhaben entstehen gewöhnlich berechtigte Fragen zu den lokalen Auswirkungen auf Mensch und Natur sowie den grundsätzlichen Vorteilen und Risken. Auch die Zukunft des Heizens ist oft von großem Interesse. Daher begleiten die SWM neue Vorhaben mit einem proaktiven und transparenten Bürger-Dialog.

Die unmittelbare Nachbarschaft einer neuen Anlage wird nicht immer an die Fernwärme angeschlossen. Warum ist das so?

Die in Zukunft lokal vorgesehene Wärmeversorgungsart gibt die kommunale Wärmeplanung für München vor. Ziel ist es, München bis 2045 klimaneutral mit Wärme zu versorgen. Das Referat für Klima und Umwelt der Landeshauptstadt München betrachtet die Wärmeversorgung stadtweit und ganzheitlich. Dabei sind für bestimmte Siedlungsstrukturen die für das Gesamtsystem optimale Versorgungsarten vorgesehen.
So können bspw. für innerstädtische Gebiete, die vorrangig durch Ein- oder kleine Mehrfamilienhäuser geprägt sind, Nahwärmelösungen sinnvoller sein, auch wenn eine Geothermieanlage in unmittelbarer Nähe Fernwärme erzeugt: https://www.swm.de/passende-waermeversorgung-finden
GIGA-M / FAQ

Sonstiges

Sinkt der Wert einer Immobilie in Nachbarschaft einer neuen Geothermieanlage?

Geothermieanlagen in Betrieb verursachen kaum Emissionen. Die Nachbarschaft wird also nicht negativ beeinträchtigt. Mit Wertverlust ist im Regelfall nicht zu rechnen. Darüber hinaus eröffnen Geothermievorhaben neue Möglichkeiten der lokalen Wärmeversorgung. Standorte mit nachhaltiger Versorgung gewinnen an Attraktivität.
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